Gefühlte Wahrheiten einer SPD-Spitzenpolitikerin

Okt. 8, 2025 | Uncategorized

Serpil Midyatli, designierte Spitzenkandidatin der SPD für die Landtagswahl 2027 in Schleswig-Holstein mit kurdischen Wurzeln, berichtete im „Flensburger Tageblatt“ (laut „Welt“) von Anfeindungen, Ausgrenzung und Alltagsrassismus in ihrer Jugend und regelmäßigen Steinwürfen von „Leuten“ auf die Scheiben des Lebensmittelgeschäfts ihrer Eltern in den 1990er Jahren, so dass die Versicherung sich eines Tages weigerte, weiter zu zahlen. Sogar ein Brandanschlag sei damals auf ihr Elternhaus verübt worden. Ganz ganz schlimm, kann man da nur sagen, und die Tapferkeit der Familie ist zu bewundern, genauso wie die offensichtliche Unfähigkeit des Staates zu kritisieren ist, nicht für Recht und Ordnung gesorgt zu haben.

Im Hinblick auf die hohen Umfragewerte der AfD äußerte sie: „Wir wissen, dass wir die Ersten sein werden, die verfolgt werden, wenn die Rechten an die Macht kommen“. Woher ihr Wissen stammt, hat das Flensburger Tageblatt nicht erfragt. Wenn mit den „Rechten“ die AfD gemeint sein sollte, so wäre das jedenfalls nicht Teil von deren Wahlprogramm. Nun traut die politische Linke dem Programm der AfD ja nicht über den Weg, aber auch im geleakten Bericht des Bundesverfassungsschutzes vom Mai ist von „Verfolgungen“ (von Türkeistämmigen, von Linken ?) keine Rede. Wenn wir aber schon beim Verfassungsschutzbericht sind, so kann ich jedem nur empfehlen, diesen einmal selbst − und sei es nur in kleinen Auszügen − durchzulesen, um zu verstehen, wes Geistes Kind er ist und was man der AfD wirklich vorwirft: nämlich dass manche in ihr sich nicht scheuen, lange tabuisierte Probleme der Masseneinwanderung deutlich und zugespitzt auszusprechen. Aber natürlich gibt es auch Rassisten, Antisemiten, etc. in der AfD, so wie in jeder anderen Partei auch.

Oder verstand Midyatli vielleicht unter Verfolgung die sogenannte „Remigration“, die die AfD im Januar 2024 wie folgt definierte: „Remigration umfasst alle Maßnahmen und Anreize zu einer rechtsstaatlichen und gesetzeskonformen Rückführung ausreisepflichtiger Ausländer in ihre Heimat.“ Dagegen sollte niemand etwas haben können.

Laut Wikipedia wuchs Midyatli in dem sozialen Brennpunkt Kiel-Gaarden auf, der durch Einwanderung und „soziale Verwahrlosung“ geprägt ist, 53 Prozent der dortigen Bewohner haben einen Migrationshintergrund. Die sh:z (Schleswig-Holsteinische Zeitung) schrieb 2018 über den Kriminalitätshotspot: „Nirgendwo in Deutschland ballen sich sozial Benachteiligte so sehr wie in Kiel mit dem Brennpunkt Gaarden“. Der Autor war natürlich im Kiel-Gaarden der Frau Midyatli der Neunzigerjahre nicht zugegen, aber bei diesen Beschreibungen liegt es für ihn nicht wirklich auf der Hand, wer hier wem die Scheiben eingeworfen hat und warum, und wer wen angefeindet oder ausgegrenzt hat. Nur sehr Wagemutige würden in einem solchen Stadtteil einen deutschen Rassismus ausleben wollen. So gerät Midyatlis Interview eher zum Plädoyer dafür, es gar nicht erst zu Zuständen wie in Kiel-Gaarden kommen zu lassen.

E. Altherr

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