Generation Z, eine verlorene Generation?

Sep. 12, 2025 | Uncategorized

„Was soll aus Euch nur werden“, das waren die Worte meiner Eltern. Meine Eltern, Nachkriegsgeneration, haben den erarbeiteten Wohlstand im Vergleich zu ihren Eltern -Kriegsgeneration, die sehr viel Leid erlebt haben- sichtlich genossen (Auto, Haus, Urlaub, Partykeller etc.).

Ja, unsere Eltern haben viel und hart gearbeitet und wollten, dass wir, die Boomer-Generation, es einmal besser und einfacher haben.

Meine Eltern hatten Mitte der 70ziger Jahre auch Verständnis für die Forderung einer 35 Stundenwoche, während ich als Jugendlicher/Heranwachsender bereits hinterfragt hatte, ob 35 Stunden pro Woche wirtschaftlich überhaupt möglich sind; ich hatte nämlich einen Beruf gewählt, bei dem Überstunden mit Wochenend- und Feiertagsarbeit die Regel waren. Ja, Freizeit hatte bereits in den 70iger Jahren einen hohen Stellenwert, jedoch wurde schnell klar, dass auch Freizeit erarbeitet und finanziert werden muss, und die 35 Stundenwoche war mehr oder weniger sehr schnell vom Tisch. 

Ich hatte jedoch den Eindruck, dass schon damals die Gesellschaft gespalten war, im Besonderen, wenn es um die Atomkraft ging. Der Aufkleber „Atomkraft nein Danke“ auf meiner Schultasche führte zu einer leidenschaftlichen familiären Auseinandersetzung. Nicht weil meine Eltern für Atomkraft waren, sondern allein nur das öffentliche Bekenntnis dagegen zu sein, war schon bedenklich.

Und dann haben wir, die junge Generation, es sogar gewagt, den Wehrdienst zu verweigern. Zivildienst hatte etwas revolutionäres, als Zivildienstleistender passte man nicht unbedingt in die damalige Gesellschaft, obwohl die Zivildienstleistenden eine wesentliche Stütze des Gesundheitssystems waren. 

Weitere Unarten hatten wir entdeckt, wie z. B. das Rauchen von Joints, was nun gar nicht in die Gesellschaft unserer Eltern passte. Dank von Herrn Lauterbach ist dies 50 Jahre später legitimiert worden. Gehörte wohlmöglich Herr Lauterbach auch zu denjenigen, die als junger Mensch mal einen Joint geraucht haben? 

Aber auch wir, die Revoluzzer, die Boomer haben unseren Mann/unsere Frau gestanden. Mittlerweile sind jedoch auch wir in die Jahre gekommen und werden demnächst in Rente gehen oder sind es bereits. 

Unsere Kinder, überwiegend die sogenannte Y-Generation haben bereits selbst Kinder großgezogen, die der sogenannten Z-Generation zugeschrieben werden. Eine sehr umstrittene Generation.  Technologie-affin/mit dem Handy und Computer aufgewachsen und stets online, fordernd, bedacht auf Work-Life-Balance, nicht unbedingt umgangssprachlich von „Schaffhausen“ gesundheits- und umweltbewusst, soweit erfahrungsgemäß ihre Bequemlichkeit hierdurch nicht beeinträchtigt wird. Ich könnte diese vorurteilsbehafteten Charakteristika noch weiter ausführen.

Was soll aus dieser Generation nur werden?

Wie soll diese Generation uns weiterbringen?

Eine Generation, die sehr mit sich selbst beschäftigt ist und die vermutlich, auch bedingt durch die nicht immer nachvollziehbaren Einschränkungen der Coronamaßnahmen, psychisch angeschlagen ist. Wird diese Generation unser System weiter aufrechterhalten können?

Ja, ich bin überzeugt, dass auch die Z-Generation ihren Weg gehen wird, aber die Z-Generation wird schmerzlich erleben, dass Wohlstand nur durch Leistung zu erreichen ist. Hierzu wird die Generation Z ein Tal der Tränen durchqueren müssen, denn die soziale Marktwirtschaft kann bei aller Individualität nur aufrechterhalten werden, wenn Jeder und Jede seinen bzw. ihren Teil dazu beitragen.

Will jemand nur 30 Stunden pro Woche arbeiten ist das für mich in Ordnung, aber dann sollten er/sie auch nur 30 Stunden bezahlt bekommen. Will jemand 50 oder sogar 60 Stunden pro Woche arbeiten ist dies für mich auch ok; er/sie sollten aber auch diese Stunden dann bezahlt bekommen. Hierzu müssen wir aber alle umdenken, nämlich vom Festlohn zum Stundenlohn, unabhängig, ob man im gewerblichen oder kaufmännischen Bereich tätig ist. Lediglich die Rahmenbedingungen wie maximale tägliche/wöchentliche Arbeitszeiten wären vom Gesetzgeber vorzugeben, alles Übrige zähle dann zur Individualität eines Jeden. 

Eine Tätigkeit ohne nennenswerte körperliche Anstrengungen von bis zu 10 Stunden täglich sollte m. E. zulässig sein. Handwerkliche Tätigkeiten, im Besonderen mit hohem körperlichem Einsatz, haben hingegen ihre Grenzen.

Ein Fernfahrer darf nur 8 bzw. 2 x die Woche 9 Stunden am Tag pro Woche fahren und ist gezwungen, neben den Pausen auch die langen täglichen Ruhezeiten unterwegs einzuhalten. Was soll ein Fernfahrer fern ab von der Familie unterwegs in der Ferne auf dem Rastplatz machen? Nein, auch die Lenk- und Ruhezeiten gehören m. E. auch reformiert und könnten somit dazu beitragen, dass der Fahrermangel behoben wird.

Ich könnte mir vorstellen, dass viele LKW-Fahrer bei entsprechenden Pausenzeiten gerne 12 Stunden pro Tag bei 4 Tagen pro Woche arbeiten würden, denn bei 4 Tagen sind dies auch wiederum 48 Stunden pro Woche. Eine Erholungsphase von 3 Tagen wäre mit Sicherheit ein gelungener Ausgleich. Aber auch dies ist nur darstellbar, wenn vom Festlohn wieder zurück zum Stundenlohn gegangen wird.

Bislang war ich stets ein Gegner vom Stundenlohn, jedoch die Änderung der Gesellschaft zur Work-Life-Balance gibt uns m. E. keine andere Wahl.

Wie schon gesagt, wer nur 30 Stunden arbeiten möchte, soll auch nur 30 Stunden bezahlt bekommen. Wer mehr arbeiten möchte, sollte aber auch seine Leistungsstunden bezahlt bekommen. Personen, die eine Aufstockung durch staatliche Unterstützung benötigen, wird es immer geben, aber dann bitte nur auf Basis des Lohnes einer 40 Stunden Woche, denn weniger arbeiten bedeutet auch weniger Geld und mehr Freizeit. Es kann aber nicht sein, dass weniger Arbeit zu lasten der Allgemeinheit geht. 

Ich bin überzeugt, dass sich das Problem der Generation Z und der Fachkräftemangel mit einer leistungs- und stundenabhängigen Bezahlung in allen Bereichen sehr schnell lösen wird, denn Leistung und Lohn können nur in Zusammenhang gesehen werden und jede Generation hat hierzu seinen/ihren Beitrag zu leisten. 

Zunächst ist jedoch unsere Politik gefordert, die Rahmenparameter für ein zukunftsorientiertes und anwendbares Arbeitszeitgesetzt zu schaffen.

Carsten Seifert

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