Der Kreisverband der AfD von Bad Dürkheim hat die Ehrenbürgerwürde des Landkreises für US-Präsident Trump beantragt. „Auslöser für unseren Antrag im Kreistag ist, dass Donald Trump den Israel/Gaza-Konflikt befriedet und dafür gesorgt hat, dass die israelischen und acht deutsche Geiseln freigekommen sind“, sagte der Kreistagsfraktionsvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Thomas Stephan der Deutschen Presse-Agentur.
Warum der Antrag gerade im Landkreis? Weder im Gemeinderat von Kallstadt, wo Trumps Vorfahren lebten, noch im Verbandsgemeinderat Freinsheim oder im Stadtrat von Bad Dürkheim, wo der letzte Wohnort von Trumps Großvater war und wo die Ehrenbürgerschaft eigentlich hingehören würde, ist die AfD mit Sitz und Stimme vertreten. Am Wählerpotential kann es nicht liegen, die AfD kam bei der letzten Bundestagswahl in Bad Dürkheim auf 15,9 Prozent.
Landrat Ihlenfeld kann sich keine Mehrheit für den Antrag vorstellen
Landrat Ihlenfeld teilte der dpa mit, er wolle der Entscheidung des Kreistags nicht vorgreifen, könne sich aber nicht vorstellen, dass die Anträge der AfD-Fraktion eine Mehrheit finden. „Unabhängig davon, ob man überhaupt einen Ehrenbürger Donald Trump will, muss die Frage der Ehrenbürgerschaft und gegebenenfalls der Kriterien hierzu in den Kreisgremien intensiv beraten werden“, sagte der CDU-Politiker gegenüber der dpa.
Wie halten wir es mit Nationen mit anderen Wertvorstellungen?
Ja, gute Beziehungen zu Nationen und Menschen mit anderen Wertvorstellungen zu pflegen fällt unseren Politikern nicht leicht, diesen „werteorientiert“ die Meinung zu sagen dagegen schon mehr. Dumm ist nur, wenn es die anderen genauso machen. Wir erinnern uns noch gut an den ersten Besuch des Bundeskanzlers Merz in Washington, als ganz Deutschland und vermutlich auch er selbst den Atem anhielten, nachdem Merz sich zuvor im Wahlkampf bestärkt von der medialen Einheitsmeinung deutlich zum Kandidaten Trump geäußert und sogar über ihn gewitzelt hatte − vermutlich hatte er sich von Elmar Theweßen vom ZDF über die Wahlchancen Trumps informieren lassen. Würde Merz genauso abgekanzelt werden wie der ukrainische Präsident Selenski davor? Und während der ersten Präsidentschaft Trumps gab es manche Stimme aus Kallstadt und Umgebung, die offenkundig nicht bedacht hatte, eines Tages womöglich wirklich Herrn Trump, dem „Quartalsirren vom Hudson River“, in die Augen sehen (oder vor die Augen treten) zu müssen. Bei Merz immerhin scheint ein Sinneswandel eingetreten zu sein, seit dem ersten Handshake mit Trump äußert er sich deutlich vorsichtiger.
Die Guten und die Bösen bei ARD, ZDF und Co.
Und wie halten es unsere Medien? Ach, lass sinken alle Hoffnung, wir hören, sehen und lesen es täglich, wie die Welt zu sein hat und dass wir es richtig machen beziehungsweise noch viel richtiger machen müssen, alternativlos. Und damit es auch alle kapieren, werden uns die Guten und die Bösen in aller Welt gleich deutlich benannt, Zwischentöne Fehlanzeige, denn viel zu oft ist die Weltsicht bei ARD, ZDF und Co. schwarz-weiß, gerade was Trump angeht. Wie schrieb die »Rheinpfalz« (Erhard Stern) in ihrem Kommentar am 15. Mai 2025, als Merz die Idee hatte, dem US-Präsidenten die Pfalz zu zeigen: In Bad Dürkheim steht immerhin das weltgrößte Weinfass. Das hat ein Volumen von 1,7 Millionen Litern [das Dativ-Plural „n“ haben wir großzügig ergänzt], genügend Platz also für große Gesten. Hielte Trump darin eine Rede, würde es vermutlich recht hohl klingen. […] Oder er denkt, die Pfalz sei ein Golfclub bei Frankfurt. Und so wie die Zeitungen schreiben, so reden auch die Leute. Und was ist das überhaupt für ein Niveau?
Das ist die Lage in Deutschland, und daher MÜSSEN unsere Kreistagsspitzen diesen Antrag ablehnen, denn es würde ihnen komplettes Unverständnis, ja Hass in den Medien und in der Bevölkerung entgegenschlagen. Trump, der halbverrückte Wannabe-Diktator aus Amerika, der jetzt auch noch Kriminelle abschiebt und dafür den Demokraten auf die Füße tritt, den können nur die übergewichtigen und unterbelichteten Amerikaner wählen, so einer geht im Land der Dichter und Denker gar nicht, den dürfte es gar nicht geben.
Die Engländer haben ihre Kutschen auf Hochglanz poliert
Die Engländer haben neulich ihre Kutschen auf Hochglanz poliert und sämliche Royals für Trump aufmarschieren lassen. Da können wir nicht mithalten, aber die Ehrenbürgerwürde des Kreises für Trump, als kleiner Beitrag zur Völkerfreundschaft? Bringt eh nichts? Da sollte man sich nicht so sicher sein. Viele Amerikaner interessieren sich sehr für die Heimat ihrer Vorfahren. Über die Geburtsurkunde von Trumps Großvater, die Merz als Geschenk mitbrachte, zeigte sich Trump jedenfalls sehr erfreut: „Das ist wunderschön. Wir werden das aufhängen.“ Aber abseits der diplomatischen Höflichkeiten ist die Geschichte damals nicht ganz so gut gelaufen. Dem zurückgekehrten Großvater Trump wurde die Niederlassungserlaubnis verweigert und er wurde wieder des Landes verwiesen, weil er vor seiner Auswanderung nicht den Wehrdienst abgeleistet hatte. Der bayerische Staat erwies sich damals als sehr hartherzig. Da hätte eine nachträgliche „Rehabilitierung“ und symbolische Wiederaufnahme durch die Ehrenbürgerwürde schon eine sentimentale Seite bei Trump berühren können.
Die Ehrenbürgerwürde könnte eine sentimentale Seite bei Trump berühren
Landrat Ihlenfeld und der Kreistag − sie werden nicht über das „ob“ beraten, sondern nur über das „wie“, wie sich nämlich dieser Antrag am geräuschlosesten und elegantesten abbügeln lässt, am besten per Ehrenbürgersatzung, nachdem es die Geschäftsordnung offenbar nicht zulässt. Und wir werden selbstverschuldet die Gelegenheit verpasst haben, uns den mächtigsten Mann der Welt ein bisschen zum Freund gemacht zu haben, als Landkreis und als Land. Aber was soll’s, wir kommen auch alleine mit Russland und mit China klar.
Wolfgang Fallot-Burghardt, Eleonore Büschges
Rechtlicher Hinweis: Einige Zuschreibungen an Donald Trump und die US-Amerikaner geben nicht die Meinung der Verfasser wieder, sondern stellen eine Wiedergabe der (vermuteten) Volksmeinung dar.