Von wegen Debattenkultur: Denkfest gerät zum Trauerspiel

Okt. 8, 2025 | Uncategorized

Es war eine schöne Idee: Aus dem freien Denken ein Fest der Gedankenfreiheit zu machen! Eingeladen hatte das Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar unter dem Motto „Kampfzone Freiheit / Wer hat Angst vor Ambivalenz“ zum Denkfest ins Alte Kaufhaus nach Landau. „Die Meinungsfreiheit steht zwar auf dem Papier, aber sie wird vor allem durch gesellschaftliche Einschüchterung und Polarisierung eingeschränkt. Der Diskursraum wird enger, und das betrifft sowohl die politische Rechte als auch die Linke“, sagt Christian Schüle, Schriftsteller und Mitorganisator des Denkfestes. Und in einem RHEINPFALZ-Interview meinte er, dass es beim Denkfest das Ziel ist, darauf zu beharren, dass Denken frei und offen bleibt. Das bedeutet auch, Positionen Raum zu geben, die nicht unbedingt populär sind, solange sie sich im Rahmen der Verfassung bewegen. Und es bedeutet auch, tolerant zu sein, dass man Haltungen und Äußerungen wertschätzen und akzeptieren kann, gerade weil man sie nicht teilt.

Verlegerin Susanne Dagen wurde auf Druck linker Gruppen ausgeladen

Leider fand die „Kampfzone Meinungsfreiheit“ in Landau nicht wie geplant statt. Peinlich, dass die als Diskussionsgast angekündigte Buchhändlerin und Verlegerin Susanne Dagen ausgeladen wurde, weil sich gegen sie Widerstand formierte. Vor allem linke Gruppen der Universität Landau kündigten gegen ihren Auftritt Protestaktionen an. Dagen, die als Kandidatin der Freien Wähler im Dresdner Stadtrat sitzt, wird vorgeworfen, dass sie Positionen der Neuen Rechten vertritt.

Doch sind die politischen Ansichten Andersdenkender grundsätzlich verfassungsfeindlich? Zählt an manchen Universitäten und in Medien nur noch die Meinung linksextremer Gruppen? Es entsteht der Eindruck, dass radikale Minderheiten bestimmen, was gesagt werden darf. Die Bücher mutiger Schriftsteller werden totgeschwiegen, unbequeme Kritiker gelten als „umstritten“.

Demokratie braucht Meinungsfreiheit

„Dieser Eindruck trügt nicht“, sagt Susanne Dagen. Dennoch meint sie, dass die Denkfest-Organisatoren Christian Schüle und Kulturbüroleiter Robert Montoto, die sie ausladen mussten, hier nicht klein beigeben. „Sie würden ja damit ihr Konzept ‚Kampfzone Freiheit‘ verraten, an dem sie ernsthaft gearbeitet haben. Und sie waren sogar so mutig, mit meiner Einladung etwas zu wagen, denn Demokratie braucht Meinungsfreiheit.“

Von wegen Debattenkultur: Das „Denkfest“ geriet zum Trauerspiel. Die „Kampfzone Freiheit“ geriet selbst zur Kampfzone, scheiterte kläglich an den eigenen Ansprüchen. Die Ausladung von Susanne Dagen war für den Islamismuskritiker und geladenen Gast Hamed Abdel-Samad eine „Bevormundung des Publikums“. Schüle sprach von Doppelmoral, wenn man sich gegen Ausgrenzung stark machen will und selbst ausgrenzt – Cancel Culture heißt das. Auch Organisator Montoto sprach von einem Scheitern der Veranstaltung, sinnbildlich für die Lage der Meinungsfreiheit.

Entlarvend ein Bericht der »RHEINPFALZ«

Entlarvend ein Bericht in der Zeitung RHEINPFALZ über das „Denkfest“, da stand: Schließlich muss man auf einer gemeinsamen Basis stehen, um miteinander zu diskutieren – die Neue Rechte aber hat mit ihren Plänen für eine konservative Revolution den demokratischen Debattenraum längst verlassen. Das liest sich wie: Mit denen diskutiert man nicht! Abdel-Samad meinte, Ausladungen bei politischen Diskussionen seien wohl in Mode gekommen, wobei die Höhe der Empörungswelle ganz stark von der politischen Couleur des Düpierten abhänge. Für ihn gäbe es keine gute oder schlechte Meinungsfreiheit.

Aktuell zum Thema: Susanne Dagen veranstaltet am 8./9. November die Büchermesse „SEITENWECHSEL“ in Halle an der Saale. Es haben sich bereits viele Verlage, Schriftsteller und Buchfans angemeldet. „Ein gutes Buch kann den Leser schöpferisch und damit unser Miteinander wieder besser werden lassen. Seien Sie dabei und gestalten Sie gemeinsam mit uns den Seitenwechsel in der Halle Messe“, meint die Veranstalterin und Inhaberin vom BuchHaus Loschwitz in Dresden. „Das neue Format in dem privaten Messegelände in der Mitte Deutschlands versteht sich als Ergänzung zu den riesigen internationalen Buchmessen und wird Besucher mit Büchern, Gesprächen und Lesungen überraschen.“ Motto: Du bist, was du liest!

Lieben Sie Bücher? Da sind Sie zur alternativen Bücherschau in Halle richtig:  Endlich ein Forum für andersdenkende, mutige Autoren und ihre Werke. Wie heißt es so schön: „Politisches Denken beginnt dann, wenn man sich die Augen reibt und fragt: Eigentlich könnte es auch anders sein!“ Dafür bietet die neue BücherMesse in Halle einen Ort, in dem wahre Literatur existiert. Beim Lesen möchte niemand manipuliert werden. Bücher sollen Lust auf Lektüre machen.

Peter Hain


SEITENWECHSEL“: Das andere neue Literatur-Festival in Halle/Saale, Messestraße 10, 8. – 9. November 20205, 10 – 18 Uhr.
Auf Spotify, Apple Podcasts und Co. steht die Buchhändlerin Susanne Dagen Rede und Antwort zu der von ihr geplanten alternativen Buchmesse „SeitenWechsel“ in Halle.

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